8.1 - Struktur von Krisen Krisen auf Finanzmärkten gibt es schon lange, aber seit der Asienkrise haben sich die Strukturen von Krisen ver- ändert. Globale Spekulation auf liberalisierten Finanzmärk- ten erlaubt ausländischen Akteuren Volkswirtschaften in Krisen zu stürzen, die sich wiederum weltweit ausbreiten können. In klassischen Krisen wollten Regierungen expansive Wirtschaftspolitik bei festem Wechselkurs betreiben (vgl. Mundell-Flemming-Modell), wobei die steigende Span- nung im Wechselkursverhältnis zur Krise führte. Heutige Krisen wie in Asien, Brasilien, Russland oder der Türkei besitzen andere Strukturen. Globale Kapitalströme fließen in ein Land und erzeugen damit sehr risikoreiche und kurzfristige Kapitalbindungen. Sobald eine winzige Störung (z. B. Konkurs einer Firma, Abfall der Immobilienpreise) auftritt, flüchtet das Kapital herdenartig und entzieht der betroffenen Nationalökonomie die Finanzierung, was in kürzester Zeit zum Zusammen- bruch der dortigen Unternehmen und Ökonomie führt. Diese Krise kann sich dann heute international ausbreiten ("Contagion"). |
Robert J.Shiller Human Behavior and the Efficiency of the Financial System |